Tourenprogramm
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Skitourenwoche Berner Oberland 'chumm mit.....'
Einstieg ins Gebiet: Überschreitung Clariden
Gemäss Tourenprogramm war die Skitourenwoche vom 19.4-23.4.2022 im Berner Oberland geplant. Als am Ostersonntag das Wetter für dieses Gebiet nicht sehr vielversprechend vorausgesagt wird, planen Fritz und Reto kurzerhand ein komplett anderes Tourenziel und wir beginnen bereits einen Tag früher. So starteten 10 Skitüreler bereits am Ostermontag auf dem Urnerboden in die etwas verkürzte Tourenwoche. Bei schönstem Wetter fuhren wir mit der Fisetenbahn hoch und marschierten ca. um 8.00 Uhr los. Unser erstes Ziel ist der Gemsfairenstock, 2972m, welcher wir um 10.30 Uhr erreichen und ein Znüni genossen. Anschliessend folgt die Abfahrt auf den Claridenfirn, wo wir uns anseilen. Bei schönstem Wetter steigen wir auf den Clariden, 3267 m und geniessen das tolle Panorama. Dann schnallen wir unsere Ski auf und montieren die Steigeisen. Nun folgt eine schöne Kletterei mit Ketten gesichert über den Grat des Clariden. Nach der Überschreitung folgt die Abfahrt im Chamlijoch. Nun seilen wir uns über den Gletscher nochmals an und es geht flach in Richtung Planurahütte. Unterhalb der Hütte folgt noch ein kurzer Fussaufstieg und wir haben unser Tagesziel nach 1750 Höhenmeter um bereits ca. 16.30 Uhr erreicht. Bei Sonnenschein stossen wir mit Bier und Panache auf diesen gelungenen ersten Tag an. Nach einem sehr leckeren Pastaauflauf aus der Planuraküche lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.
Sandra
2. Tag : Dienstag / 19. April
Gross Schärhorn / Hüfihütte
Wer in der Planurahütte die Türe nach draussen öffnet, zieht sofort den Kopf ein. Ein kalter, rauer und unangenehmer Wind zieht von der Chammlilücke her über den Hüfifirn zu uns hinüber. Da gestern schon ein langer und anstrengender Tag gewesen war, gönnen wir uns heute Morgen etwas mehr Schlaf. Erst um 7.00 Uhr geniessen wir das gute Frühstück und machen danach, in der Morgensonne, das obligate Hüttenfoto. Um 8.15 Uhr geht es los. Mit einer cleveren Linienführung von Fritz und Reto gelingt es uns, über die endlos scheinende Fläche des Hüfifirn, immer leicht gleitend, bis an den Fuss des Gr. Schärhorn zu gelangen. Jetzt heisst es Felle und Harscheisen montieren, denn die doch recht steile Flanke zum Bocktschingelgrat hinauf, ist immer noch hart und gefroren. Für den sehr steilen und ausgesetzten Gipfelgrat kommen noch Steigeisen und Pickel zum Einsatz! Um 11.00 Uhr erreichen wir den Gipfel des Gross Schärhorn. Die grossartige Aussicht geniessen wir trotz des immer noch kalten Windes.
Vom Skidepot geht es über herrlich schöne Hänge hinunter in die grosse Fläche des Hüfifirn, bis etwa 2'600m. Danach steigen wir in schönstem Sonnenschein hinauf in zur Fuorcla da Cambrialas. Für unser 'Chumm mit…' Projekt besuchen wir noch die Hüfihütte. Sie liegt etwas versteckt, aber auf einem wunderschönen Aussichtsplatz weiter unten und wir finden sie nach kurzer Suche. Für eine Schrecksekunde sorgt ein hellgrüner K2 Ski, der sich selbständig über den Hang hinaus von uns verabschiedet. Wie durch ein Wunder, kommt er in der darunter gelegene Geländekammer, einige Zentimeter vor dem endgültigen Abschied entfernt, an einem Stein zum Stillstand. Reto holt den äusserst wichtigen Gegenstand und bringt ihn wieder zur Hütte hoch.
Dass es im Leben immer und immer wieder Glück braucht, haben wir in diesen Tagen gleich mehrfach erlebt.
Die gute Silvia von der Planurahütte hat uns eine Flasche Weisswein mitgegeben, mit dem wir nun auf eine weitere besuchte Hütte anstossen! Wir sind weit hinunter gefahren und jetzt müssen wir auch wieder (sehr) weit hinauf laufen, so dass wir kurz vor dem Nachtessen wieder unser Ausgangspunkt erreichen. Für einen Jass sind irgendwie alle zu müde und das will etwas heissen!
Vielen Dank für die exzellente Führung und die tief gute Kameradschaft .
Flöru
3. Tag: Mittwoch, 20.04.2022
Tödi / Piz Russein 3'614 m.ü.M
Wir starten die Tour am morgen 06.00 Uhr von der Planurahütte 2940 m.ü.M. Es ist fast windstill heute Morgen, aber der Schnee ist noch hart und im Tourenbeschrieb vom SAC steht: Die Besteigung
des Tödi von der Planurahütte ist eine sehr interessante Tour, die jedoch gute Kondition und Technik
erfordert. Die steilen Südhänge vom Sandpass hinab sind frühmorgens pickelhart, und Stürze können fatal enden. So ist es aber für uns nicht gewesen und Stürze gab es keine durch das Val Gronda da Russein.
Am Fusse von Porta da Gliems 2'040 m.ü.M angekommen, wurden die Felle und Harscheisen das erste Mal montiert und jetzt geht es über den Moränenrücken nach Südosten in die Kehle von Cordas, steil bis auf 2'940 m.ü.M. Nun zuerst noch mit den Skis traversieren und das letzte Stück zu Fuss durch die Rinne zum P. 2'994 m.ü.M. auf den Gletscher da Gliems. Von da wieder mit den Skis nach Nordosten unter die Felsen so hoch wie möglich in die Porta da Gliems. Auf ca. 3'180 m.ü.M müssen wir die Skis ein weiteres Mal aufbinden, um zu Fuss mit Steigeisen im Firn den Ketten im Fels entlang auf den Boden der Porta da Gliems zu gelangen. Nun nach Norden unter den Felsausläufen des Piz Dado traversierend erreichen wir zu Fuss den kleinen Boden auf 3'230 m.ü.M. Schon ist der Gipfel in Sicht aber es fehlen immer noch fast 400 Höhenmeter. Das Gelände wird nochmals steil und wie im Führer steht, wird diese Stelle auch die «Klagemauer» genannt, weil wir ja schon einige Höhenmeter in den Beinen haben. Aber jetzt ist es geschafft. Um 14.00 Uhr erreichen wir bei angenehmen Temperaturen und immer noch fast windstill den Gipfel des Tödi. Nach dem Gratulieren, Fotos und Pause machen, bereiten wir uns auf die Abfahrt vor. Über den Bifertengletscher Richtung Fridolinshütte bauen wir schnell Höhenmeter ab. Vor der Gelbwand wird es noch einmal steil und wie die Hüttenwartin uns berichtete, finden wir auch den vor ein paar Tagen entstandenen Gletscherabbruch vor. Noch einmal zu Fuss mit den Steigeisen, müssen wir diese kurze Passage meistern, bevor es mit den Skis von weitem an der Grünhornhütte vorbei geht. Im Talboden angekommen, ziehen wir die Felle für heute ein letztes Mal auf die Skis und kommen so um
17.00 Uhr in der Hütte an, wo wir uns jetzt sicher ein Bier verdient haben.
Res König
4. Tag : Donnerstag 21. April 2022
Besuch Claridenhütte und Tüfelsjoch
5.00 Uhr Tagwache in der gastlichen Fridolinshütte. Bei Tagesanbruch um sechs Uhr gehen wir los Richtung Ochsenstock. Unterwegs beobachten wir einige Schneehühner. Die Nacht war klar und kalt, darum ist die Abfahrt nach Ober Sand eher ruppig. Hier ziehen wir die Steigfelle wieder auf und steigen über Beggenen bis zur Beggilücke auf. Weil in unserem Club das Hüttenprojekt 'Chum mit' läuft, statten wir der wunderbar gelegenen Claridenhütte einen Besuch ab. An den Tischen vor der Hütte machen wir eine ausgiebige Rast und erfahren interessantes von den Hüttenwartsleuten über die vergangene Winteraison. Frisch gestärkt verlassen wir um elf Uhr die Claridenhütte Richtung Tüfelsjoch. Am Fuss des Felsübergangs schnallen wir unsere Skis und Stöcke auf den Rucksack und überwinden den eher athletischen Klettersteig. Vor dem eigentlichen Übergang wird das steile Schneefeld von unseren Leitern mit einem Fixseil abgesichert. Der Abstieg Richtung Urnerboden folgt massiven Eisenketten bis zur ersten Abseilstelle. Nach zweimal dreissig Metern abseilen haben wir wieder Schnee unter den Füssen. Beim Seilaufnehmen wird Ruedi unglücklich von fallendem Eis am Kopf getroffen. Nach dem 'Chlupf' und der Wundeversorgung kann er die Abfahrt fortsetzen. Über Teufelsfriedhof - Ober Boden - Chlustrittli erreichen wir die Klausenpassstrasse bei Siwloch. Der Sulzschnee auf dieser letzten Abfahrt unserer Tourentage ist von bester Qualität! 'Äberrächt' angetaut durch die Frühlingssonne; - ein Hochgenuss!!
Auf der geschlossenen Passstrasse machen wir eine Auslegeordnung des Materials. Fritz und Reto gehen ohne Gepäck nach Urnerboden um die Autos zu holen. Die andern können sich unterdessen verpflegen und für die Heimreise umpacken oder eine Erfrischung am nahen Bach geniessen.
Unsere beiden Tourenleiter bringen nicht nur die Autos, sondern auch eine Runde handverschlossene Adlerbräu zu uns hoch. Mit Genuss können wir auf vier tolle Tage im Glarnerland anstossen. Gut gelaunt machen wir uns dann auf die Heimreise. In Glarus unterbrechen wir diese für ein gemütliches Abschlussessen, ausser dem Pechvogel vom Tüfelsjoch, der sich unterdessen im Notfall des Kantonsspitals seine Blessuren mit ein paar Stichen nähen lässt.
Herzlichen Dank an Fritz und Reto für die engagierte Tourenleitung.
Ruedi